In vielen Beständen ist das gegenseitige Besaugen der Kälber ein echtes Problem.
Fehlen im Kälberstall ausreichender Reize, führt dies häufig zu unerwünschten Verhaltensweisen wie dem gegenseitigen Besaugen oder übermäßigem Lecken an Stalleinrichtungen. Beschäftigungsmaterialien steigern das Wohlbefinden der jungen Tiere und können Verhaltensanomalien reduzieren.
Im Rahmen einer kameragestützten Tierbeobachtung wurden Kälber über die gesamte Tränkeperiode wöchentlich mehrfach gefilmt. Die Beobachtungen in dem Versuch umfassten die Nutzung der Materialien, Fress- und Trinkaktivitäten sowie soziale und abweichende Verhaltensweisen.
Der Heuball war mit seiner hohen Belohnungswirkung durch die Aufnahme von qualitativ hochwertigem Heu für die Tiere am attraktivsten, während die Tannenzweige an zweiter Stelle standen. Der Saug-Igel fand bei den Tieren kaum Anklang, seine nicht fressbare Struktur machte ihn für die Kälber kaum interessant.
Die Tiere der Versuchsgruppe mit den Beschäftigungsmaterialien nahmen häufiger Futter und Wasser auf, während Berührungen der Euteranlage anderer Kälber um den Faktor 10 geringer waren als in der Vergleichsgruppe. Gleichfalls lag die Anzahl der Berührungen von Stalleinrichtungsteilen bei 50% gegenüber der Kontrollgruppe.
Der zusätzliche Arbeitsaufwand wird durch die Vorteile mehr als belohnt. Gerade eine spätere Dreistrichigkeit durch gegenseitiges Besaugen ist besonders ärgerlich und kostet am Ende Milchleistung.
Die Beschäftigungsmaterialien tragen zu gesünderen und besser entwickelten Tieren bei und können somit auch die Nachhaltigkeit der Kälberhaltung stärken.
Uwe Weddige
Foto: Beschäftigungsmaterialien sind ein wirksames Instrument, um Kälbern ein artgerechteres Umfeld zu bieten. © Weddige