An der Spitze jedes vierten kasachischen Landwirtschaftsbetriebs steht eine Frau. 83.800 kasachische Frauen melken nicht nur Kühe und bauen Tomaten in Gewächshäusern an, sie kümmern sich auch um Steuern und Subventionen, kaufen Zuchtvieh.
Noch immer liegen die Gehälter der Frauen deutlich unter denen der Männer. Ausnahmen bilden die Führungskräfte: So verdienen Generaldirektorinnen landwirtschaftlicher Unternehmen 37% pro Monat mehr als Männer in vergleichbaren Positionen. Ähnlich ist es auch bei anderen Führungspositionen in der Branche.
Anders sieht es aus, wenn man die Nominallöhne in Berufen mit körperlich schwerer Arbeit nach Geschlecht vergleicht. Männliche Viehhalter, Agronomen, Hilfsarbeiter, Pferdepfleger und Gemüsebauern verdienen 8 – 25% mehr als Frauen. Nur im Beruf des Schafhirten ist es anders: Hirtinnen verdienen in Kasachstan 20 Prozent mehr als Hirten.
Auch in Deutschland leiten immer mehr Frauen Landwirtschaftsbetriebe. 2020 waren es 28.412 Betriebsleiterinnen, das sind knapp 10,8 Prozent aller hiesigen Betriebe. Zehn Jahre zuvor waren es noch 8,6 Prozent.
In großen Unternehmen, die als juristische Personen organisiert sind, liegt der Anteil der Betriebsleiterinnen mit 14,3 Prozent deutlich höher als in Familienbetrieben mit 10,9 Prozent.
Trotz des positiven Trends liegt Deutschland innerhalb Europas allerdings am unteren Ende der Skala. Ganz anders sieht es in Litauen und Lettland aus, dort stehen jeweils in 45 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe Frauen an der Spitze, in Estland sind es 33 Prozent. Ungefähr ein Drittel Betriebsleiterinnen können auch Rumänien, Italien und Österreich vorweisen. Der europäische Durchschnittswert liegt bei 29 Prozent.
Besonders Deutschland hat also im Vergleich mit vielen anderen Ländern noch Luft nach oben.
Uwe Weddige
Foto: KFM