Die Verwendung der Milch von behandelten Kühen mag auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen. Allerdings gibt es gute Gründe, dies zu unterlassen, da die Verfütterung der sogenannten Sperrmilch an Kälber oftmals zu einer unkontrollierten Aufnahme von Antibiotika führt.
Die Wirkungen von Antibiotikarückständen aus verfütterte Milch auf die Darmflora und die Entwicklung resistenter Krankheitserreger sind generell problematisch:
- Störung der Darmflora: Antibiotika können das Gleichgewicht der Darmmikrobiota beeinflussen, denn auch nützliche Bakterien werden durch Antibiotika abgetötet. Eine gestörte Darmflora kann zu Verdauungsproblemen und Durchfall führen.
- Entwicklung resistenter Bakterien: Der Einsatz von Antibiotika kann die Entstehung und Selektion resistenter Bakterien begünstigen. Damit besteht das Risiko, dass diese Resistenzen auch auf andere Bakterien übertragen werden.
- Gefahr für die Tiergesundheit: Resistente Bakterien können zu schweren Infektionen führen, die schwierig zu behandeln sind, da herkömmliche Antibiotika möglicherweise nicht mehr wirksam sind.
- Übertragung auf den Menschen: Resistente Bakterien können auf den Menschen übertragen werden.
Außerdem kann die Sperrmilch vermehrungsfähige, resistente Bakterien enthalten. Selbst mit Hilfe der Pasteurisierung sterben 90 % der vorhandenen Bakterien ab. Eine mangelhafte Sorgfalt bei der Behandlung der Milch vor oder nach der Pasteurisierung verschärft zusätzlich das Risiko der Verfütterung von Sperrmilch.
Um die Gefahr von Resistenzübertragungen zu verhindern und behandlungsresistente Erkrankungen zu vermeiden, sollte die Verfütterung von Sperrmilch an Kälber unterbleiben.
Uwe Weddige
Foto: KFM