Die Automatisierung ist der Megatrend im Kuhstall. Viele Betriebe stellen auf automatische Melksysteme (AMS) um. Durch das Wegfallen der starren Melkzeiten entsteht eine Flexibilität, die besonders für kleinere Betriebe im Nebenerwerb oder weiteren Betriebszweigen oft wichtig ist.
Viele Betriebsleiter erhoffen sich vom Roboter weniger Zeitaufwand, mehr Tierkomfort und Entlastung bei der körperlichen Arbeit. Ein weiteres Argument sind die präzisen Daten zur Tiergesundheit.
Dennoch gibt es Enttäuschungen durch falsche Erwartungen an die automatische Technik. „Eine gewisse Technik-Affinität muss vorhanden sein. Die Tierbetreuung bleibt das A und O. Ein Stall wird niemals von alleine laufen“, stellt ein Melktechnikberater klar. „Diejenigen, die ihre Herde mit einem konventionellen Melksystem nicht im Griff haben, werden erst recht an einem automatischen Melksystem scheitern.“
Und auch die hohen Kosten des automatischen Melkens sind für einige Betriebe ein Grund für die Rückkehr zum Gruppenmelkstand. Die jährlichen Unterhaltskosten zwischen 7.000 bis 10.000 € und 10% Abschreibung in Höhe von rund 15.000 € sind ein großer Brocken. Nach Auswertung der Landwirtschaftskammer Niedersachsen müssen AMS-Betriebe mit Mehrkosten von durchschnittlich 2,6 ct/kg energiekorrigierte Milch (ECM) leben. Da gerät die Zeitersparnis von rund 10% schon fast in Vergessenheit.
Keep it Simple: Generelle Empfehlungen sind schwierig, zumal auch die klassische Melktechnik die oftmals gewünschten Tierdaten erfasst. Fakt ist, dass größere Betriebe mit gut geplanten Gruppenmelkständen, preiswertem Melkpersonal und einer Melkdauer von über 8 Stunden pro Tag uneinholbar preiswert melken.
Uwe Weddige
Foto: KFM